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Beruf(ung) finden in neun Steps

Wer sein Berufung kennt und verwirklicht, kann sich glücklich schätzen. Viele von uns fühlen sich im Hamsterrad gefangen und würden gerne etwas anderes tun – wissen aber nicht was und wie sie ihre Situation verändern können.

 

Neue Wege zu gehen, wenn alte nicht mehr funktionieren ist wichtig für das persönliche Wohlbefinden und die Gesundheit. Manchmal sogar überlebensnotwendig. Sich selbst und dem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben, von der man überzeugt ist, dass sie gut ist, kann unsere Lebenskraft entscheidend stärken.

 

Heute stehen uns viele Möglichkeiten offen. Das macht die Wahl eher schwer oder lässt uns zweifeln, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Hinzu kommt, dass wir oft erst im Laufe unseres Berufslebens bemerken, dass der Beruf, den wir gewählt haben, nicht wirklich zu uns passt. Ein Wechsel erscheint uns dann unrealistisch oder zu riskant. Es gibt unzählige Menschen, die ist trotzdem gewagt haben. Meine eigene Geschichte ist das beste Beispiel dafür, wie es gelingen kann. Erst eine handfeste Lebenskrise gab mir den Mut, mich für eine andere berufliche Möglichkeit zu öffnen. So wandelte ich mich im Laufe meiner Biografie vom Handwerker und Mediendesigner zum Coach und Berater für Menschen in Veränderungsprozessen.

 

 

Neun Schritte 

 

Die folgenden neun Schritte können dir bei deiner eigenen beruflichen Neuorientierung helfen.

 

1. Werde dir bewusst, was du nicht mehr gerne tust.
Nachdem ich erkannt hatte, dass ich nicht noch 20 Jahre lang als Mediendesigner in einer Werbeagentur arbeiten wollte, fing ich an, über Alternativen nachzudenken.

 

2. Erstelle eine Positiv-Liste

Schreibe alles auf, was dir Freude bereitet, alle deine Träume, Hobbies, Leidenschaften. Wenn du gerne auf dem Sofa liegst und Musik hörst, dann schreibe genau das auf. Suppen kochen, Kurzgeschichten verfassen, mit dem Hund im Wald spazieren gehen, mit Kindern spielen, Gartenarbeit machen oder Heimwerken – alles was du liebst gehört auf deine Liste. Lass dir ein paar Wochen Zeit für diese Phase und werde Forscher in eigener Sache. Fällt es dir schwer, die Liste zu erstellen, dann können dir die folgenden Fragen weiterhelfen:

  • Was würdest du mit deinem Leben anfangen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
  • Bei welcher Tätigkeit kommst du in den Flow, vergisst du die Zeit und alles um dich herum?
  • Was läuft leicht und mühelos, zaubert dir ein Lächeln auf's Gesicht?
  • Worüber redest du gerne mit anderen, was ist dein Lieblingsthema. Wo bist du Experte?
  • Für welche Fähigkeiten und Stärken wirst du im Freundeskreis oder in der Famlie gelobt?
  • Welches Problem in der Welt möchtest du gerne angehen und was wäre dabei dein Beitrag?
  • Worüber liest oder hörst du am liebsten. Welche Art Sendungen faszinieren dich?
  • Was hast du als Kind gerne getan, was waren deine Talente?

Deine Eltern, Geschwister und engsten Freunde können beim Beantworten dieser Fragen behilflich sein. Ich hatte mir bei diesem Schritt über 20 Begriffe notiert.

 

3. Arbeite mit deiner Positiv-Liste 
Sie enthält spezifische Begabungen, Interessen und Leidenschaften sowie Hinweise auf deine mögliche Berufung. Gehe die einzelnen Begriffe durch. Mach dich schlau. Lies Bücher über deine spezifischen Themen und recherchiere im Internet. Sprich mit Menschen, die diesen Leidenschaften nachgehen. Spiele verschiedene Möglichkeiten durch, auch solche, die dir zunächst unrealistisch erscheinen. Deine Berufung liegt wahrscheinlich in einer Kombination aus mehreren deiner Begriffe. Bei mir war es Coaching und Lebensberatung, Schreiben, Layout-Gestaltung, selbständig arbeiten, Wandern, Achtsamkeit und Sport.

 

4. Sei experimentierfreudig
Probiere die Dinge aus, die auf deiner Liste stehen und die ein Teil deiner Berufung sein könnten. Wenn du das Kochen liebst, dann koche. Für dich selbst, für Freunde, für Fremde. Verschlinge Kochbücher, starte einen food Blog, suche den Kontakt zu Köchen oder jobbe einmal die Woche in einer Restaurantküche. So wirst du besser, erhältst Feedback, baust erste Kontakte auf und bekommst ein Gefühl für das Ganze. Suche dir Vorbilder. Menschen, die damit schon erfolgreich sind und studiere ganz genau ihr Verhalten. Stell dir die Frage, ob es dich auch noch begeistern würde, wenn du es jahrelang täglich tun müsstest.

 

5. Such dir ein Unterstützer-Team
Du wirst dein Traum einfacher verwirklichen können, wenn Menschen voll hinter dir stehen. Das kann der Partner sein, der Verständnis zeigt. Die Eltern, die dir im Notfall finanziell aushelfen. Freunde, mit denen du regelmäßig Brainstormings veranstaltest, eine Facebook-Gruppe oder der Stammtisch mit Gleichgesinnten. Vielleicht findest du einen Mentor, der den Traum bereits erfolgreich lebt und gerne Auskunft erteilt. Ich habe mich ohne ein Unterstützer-Team selbständig gemacht. Mein Weg ist dadurch allerdings länger und mühsamer ausgefallen.

 

6. Fang heute an und bleib dran!
Jede Reise von tausend Meilen geginnt mit dem ersten Schritt, sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Dein Weg entsteht, indem du ihn gehst. Visualisiere regelmäßig, am besten täglich deine Berufung und stelle dir vor, du hättest dein Ziel bereits erreicht.

Stelle einen Art Projektplan auf mit Zwischenzielen und konkreten Schritten. Das motiviert dich, möglichst oft eine Aufgabe zu erledigen, um deiner Berufung näher zu kommen. Die Strategie der kleinen Schritte bringt dich Schritt für Schritt deinem Ziel näher.

 

7. Löse dich von Ängsten und Zweifeln
Was du denkst und wovor andere dich warnen, das sind nur Gedanken und Meinungen. Sie werden entweder nie Realität oder es gibt Lösungen dafür. Wenn du denkst – Ich schaffe das nicht, sage dir stattdessen: Andere haben das doch auch geschafft.
Wenn du denkst – Ich bin nicht gut genug, sage dir stattdessen: werde besser.
In deinem Kopf dreht sich ein Gedankenkarussell? Dann gibt dem Ganzen eine Stimme und führe ein Tagebuch.

 

8. Passe deine Ziele an

Vielleicht erkennst du unterwegs, dass du deinen Weg neu justieren musst. Ziele sind nicht in Stein gemeißelt und manchmal funktionieren manche Dinge nicht auf Anhieb. Das kann bedeuten, dass du die Schritte mehrmals durchläufst und kleine Anpassungen vornimmst. Es hat bei mir mehr als fünf Jahre gedauert, von der ersten Vision meiner Berufung  bis hin  zur hauptberuflichen selbständigen Tätigkeit als Coach.

 

9. Lebe von deiner Berufung

Das wird nicht über Nacht passieren. Du musst dafür viel tun, aus Fehlern und Rückschlägen lernen, einen langen Atem haben und auch ziemlich flexibel sein. Wenn du mit Freude und Begeisterung dranbleibst, stehen die Chancen gut, dass du mit deiner Berufung deinen Lebensunterhalt verdienen kannst.


Mir gelingt das seit ein paar Jahren. Jeden Morgen freue ich mich auf meine Arbeit. Es macht mich glücklich, zu sehen, wenn ich Menschen mit meinem Coaching helfen konnte, den Weg zu ihrer eigenen Berufung zu finden.


Michael Weiger, Coach in Wuppertal